Gastautorin: Franziska Luh

In der heutigen dynamischen Geschäftswelt ist Innovation mehr als nur ein Schlagwort – sie ist eine entscheidende Triebfeder für den Unternehmenserfolg. Im folgenden Beitrag möchte ich die Bedeutung von Innovationsstrategie als Fundament für erfolgreiche Innovation beleuchten. Innovationsstrategische Themen werden viel zu häufig unter den Tisch gekehrt. Strategiearbeit ist abstrakt und manchmal etwas zäh. Strategiearbeit liegt häufig in der Geschäftsführung, die sich auf gesamte Geschäftsentwicklung fokussiert. Die Implikationen und vor allem Herangehensweisen für die Entwicklung von Neuheiten fehlen oft – die Ziele, die Prozesse und am Ende damit auch die Ressourcen. Das möchte ich ändern!

Wir werden kurz in die Definition und Historie der Innovationsstrategie eintauchen und dann in die Notwendigkeit, warum Sie eine solche brauchen. Danach gebe ich Ihnen einen kurzen Fahrplan an die Hand, Ihre Innovationsstrategie anzugehen. Los geht’s!

Der Umsatz, der in Unternehmen durch Innovationen erwirtschaftet wird, liegt in Deutschland im Schnitt bei 14 Prozent, im Tourismus bei bis zu 20 Prozent.

(Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung, Innovationserhebung 2021)

Innovationen werden nicht zum Selbstzweck erschaffen, sondern mit einer klaren monetären Absicht. Übergeordnet ermöglichen relevante Innovationen außerdem eine kontinuierliche Weiterentwicklung mit dem Markt und mit den Menschen.

Die gute Nachricht: Jedes Unternehmen kann erfolgreich innovative Ideen generieren und umsetzen, um Wettbewerbsvorteile zu erlangen und eine nachhaltige Weiterentwicklung zu gewährleisten. Ein planvolles Vorgehen hilft dabei. Die Innovationsstrategie spielt hierbei eine zentrale Rolle, da sie den Rahmen und die Richtung für Kreativprozesse und deren Implementierung festlegt.

Was ist Innovationsstrategie genau?

Innovationsstrategie ist ein langfristiger Ansatz, der darauf abzielt, relevante, neue Ideen zu generieren, Produktentwicklungen bis zur Marktreife voranzutreiben und sie dann zu veröffentlichen, d.h. zu lancieren. Er hilft, auf dynamische, teils volatile Marktanforderungen einzugehen und eine nachhaltige Wettbewerbsposition zu erreichen. Er ermöglicht, dass das tragende Tagesgeschäft und die Entwicklung von Neuheiten parallel vorangetrieben werden können. Er gibt Orientierung und ermöglicht Fokus.
Eine Innovationsstrategie beinhaltet Innovationsziele und klare Vorgehensweisen zur Forschung, Ideengenierung, Prototyping und Testing, zur Produktentwicklung sowie Marketing, aber definiert auch “Rahmenbedingungen” wie Innovationskultur und teilweilse Infrastrukturen für die unternehmenseigenen Innovationsprozesse.

Eine Unternehmensstrategie, im Gegensatz dazu, ist die übergreifende, langfristige Ausrichtung eines Unternehmens, um seine Ziele und Visionen zu erreichen. Sie legt den Rahmen fest, wie das Unternehmen in Bezug auf Marktsegmente, Produkte und Dienstleistungen, Wachstum und Rentabilität agiert. Die Unternehmensstrategie betrachtet das Gesamtbild in Form des Geschäftsmodells und darin enthalten die Fokuszielgruppe, Positionierung und Abgrenzung vom Wettbewerb und die Marketingstrategie. Sie bestimmt, wie das Unternehmen langfristigen Erfolg gewährleistet.

Insgesamt dient die Unternehmensstrategie als übergeordneter Rahmen, der die Richtung des Unternehmens festlegt, während die Innovationsstrategie darauf abzielt, Neuentwicklungen zu fördern und in die Gesamtstrategie zu integrieren. Die beiden Strategien sind miteinander verbunden und sollten sich ergänzen. Die Innovationsstrategie folgt dabei üblicherweise der Vision der Unternehmensstrategie.

Ein kurzer Blick in die Vergangenheit

Die Wurzeln der Innovationsstrategie reichen bis in die industrielle Revolution zurück. In dieser Zeit konzentrierten sich Unternehmen hauptsächlich auf die
Steigerung der Produktionseffizienz. Dabei gab es schon Regeln und idealtypische Vorgehensweisen für die Optimierung. Durch kreativ getriebene “Erfinder” wie Henry Ford entwickelte sich diese Perspektive aber ab der Jahrhundertwende Stück für Stück weiter. Die praktische Erfahrung zeigte, dass Kreativität und echte Erneuerung immense Wettbewerbsvorteile schaffen können. Über die Jahre wurden standardisierte Innovationsprozesse entwickelt, um den kreativen Prozess von Inspiration, über Ideenfindung bis zur
Umsetzung zu strukturieren. Diese Prozesse schufen die Grundlage für eine effektive Innovationsstrategie.

Warum Sie eine Innovationsstrategie benötigen?!

Innovation und jegliche Art der Weiterentwicklung ist zunächst einmal mit Unsicherheit und Risiken verbunden – und zwar auf den unterschiedlichsten
Ebenen.

Veränderungen im Kundenverhalten: Die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden ändern sich rasant. Mit der Digitalisierung und dem Aufkommen neuer Technologien sind Kunden heute besser informiert und anspruchsvoller denn je. Unternehmen müssen flexibel sein, um Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die den sich ändernden Kundenwünschen gerecht werden.

Zunehmender Wettbewerbsdruck: Die Globalisierung hat den Wettbewerb verschärft. Unternehmen konkurrieren nicht nur mit regionalen Playern, sondern auch mit internationalen Größen. Im Tourismus konkurrieren inländische Regionen mit der ganzen Welt, wenn es nicht um den Ort an sich geht, sondern um das Erlebnis.

Technologischer Fortschritt: Technologische Entwicklungen wie bespielsweise künstliche Intelligenz, Big Data, das Internet of Things oder Augmented Reality verändern Branchen. Unternehmen, brauchen sie nicht nicht zu fürchten. Sie können von ihnen profitieren.

Kürzere Produktlebenszyklen: Die Zeit bis Produkte die Marktreife erreichen verkürzt sich in exponentieller Geschwindigkeit. Die andere Seite der Medaille ist leider, dass viele Produkte und Dienstleistungen immer kürzer relevant bleiben.

Eine Innovationsstrategie ermöglicht es, den Innovationsprozess zu beschleunigen, flexibel zu bleiben und schneller auf Marktveränderungen zu reagieren. Durch eine systematische Herangehensweise kann Ihr Unternehmen Unsicherheiten und potenzielle Risiken identifizieren und geeignete Maßnahmen ergreifen. So können Sie bestenfalls auf der Welle der Veränderung reiten, anstatt von ihr davongetragen zu werden. Unternehmen, die kontinuierlich innovative Produkte und Dienstleistungen entwickeln, können neue Märkte erschließen und ihre Reichweite erhöhen. Innovationen, die den Kunden echten Mehrwert bieten, fördern die Kundenbindung und verbessern das Image des Anbieters und das führt langfristig zu höheren Umsätzen und Gewinnen.

Auf dem Weg dahin befähigt eine gute Innovationsstrategie auch ihre wichtigste Ressource, die Mitarbeiter. Geplante Freiräume und Mittel legen überhaupt erst den Grundstein für die Innovationsarbeit. Die Möglichkeit, Ideen einzubringen und an Innovationsprojekten teilzunehmen, steigert die Mitarbeiterzufriedenheit und erhöht die Chance auf wirklich relevante Neuerungen.

Fehlt die Innovationsstrategie, ist es wahrscheinlicher, dass Ressourcen verschwendet werden, weniger Ideen entstehen, diese unnötig steckenbleiben und dass neue Produkte und Dienstleistungen am Markt scheitern. Aber die Komplexität und potenzielle Tragweite sollte Sie nicht abschrecken, das Thema anzugehen. Die Entwicklung Ihrer Innovationsstrategie startet bei Zielen und kann auch in kleinem Rahmen eine große Wirkung entfalten. Wie bei den meisten strategischen Aufgaben gilt es, einfach anzufangen!

Ihre Schritte zur Innovationsstrategie

Die Entwicklung einer Innovationsstrategie erfordert eine strukturierte Vorgehensweise und die Berücksichtigung verschiedener Faktoren. In diesen Schritten können Sie vorgehen, um Stück für Stück ein Fundament zu schaffen:

1. Zielsetzung und Einordnung: Jede solide Strategie richtet sich nach Zielen aus. Fangen Sie damit an! Definieren Sie mit Ihren wichtigsten Stakeholdern welchen Beitrag Innovation zu Ihrer Unternehmensstrategie und -vision leistet. Wer ist Ihre wichtigste Zielgruppe dafür? Welchen Zustand wollen Sie in Zukunft durch Innovation erreichen? Wie weit wollen Sie dafür springen? Liegt Ihr Fokus auf Quick Wins oder erfordert es Ihre ambitionierte Unternehmensvision auch nach den Sternen zu greifen? Halten Sie diesen gewünschten Zustand fest und passend dazu, woran Sie den Erfolg messen – also die KPIs.

Es kann im Übrigen nötig sein, bevor es richtig losgeht, Ihre Innovations Stakeholder erst einmal zu definieren und zu verstehen. Das Innovationsziel soll von vielen Menschen im Unternehmen getragen werden. Welche Stellschrauben (in Menschengestalt) gibt es dafür? Was wollen diese im Einzelnen und gemeinsam? Es lohnt sich, etwas Zeit in diese Analyse und Definition zu stecken.

2. Der Innovationsprozess: Im nächsten Schritt muss es darum gehen, wie Sie bzw. Ihr Team (und die Stakeholder) den Weg zum definierten Ziel erreichen. Und das können Sie zunächst einfach und dann mit steigendem Detailgrad tun. Sie können dabei einem erprobten Rahmen folgen. Es gibt im Innovationsmanangement drei grundlegende Schritte:

A) Die Analyse und Forschung dient der Erschaffung von Wissen über Ihre Zielgruppe(n) und den Markt, inklusive Mitbewerbern und grundlegenden Trends sowie ein Verständnis über Unsicherheit und Risiken. Auf dieser Basis werden üblicherweise große Handlungsfelder abgeleitet und innerhalb dieser konkrete Herausforderungen formuliert.

B) Die Ideenentwicklung und -bewertung löst diese Herausforderungen in einem (teil)standardisierten Vorgehen. Hier können konkrete Methodensets festgehalten werden und ein idealer Ablauf. Für die Bewertung von Ideen können Sie feste Standards definieren oder sogar Scorecards entwickeln. Das klingt vielleicht kleinteilig, aber ermöglicht die Vergleichbarkeit von Ideen bzw. Innovationen und erleichtert die interne Überzeugungsarbeit.

C) In der letzten Phase von Innovationsprozessen geht es ums Testen und Umsetzen. Dabei stellt sich zum Beispiel die Frage, wie früh Prototypen entwickelt und Kundenmeinungen eingeholt werden können. Aus meiner Sicht lautet die Antwort immer, „so früh wie möglich“. Aber wann ist das bei Ihnen? Was ist in Ihrem Unternehmen ein MVP – Minimal Viable Product – mit dem Sie zuerst in den Markt gehen? Bei erfolgreicher Umsetzung werden Sie von hier aus vielleicht wachsen wollen. Wie überwachen Sie die erzielten Ergebnisse und lernen Sie für Optimierungen?

3. Die Ressourcen: Nach diesem zentralen Schritt in der Strategieentwicklung gehen Sie zur Ressourcenallokation über. Welche Menschen, welches Budget und welche Zeit braucht Ihr Prozess und seine einzelnen Phasen? Die Fragen hierfür lauten: Wer innoviert überhaupt? Ein dezidiertes Innovationsteam, alle Mitarbeiter, oder eine Mischform, je nach Prozessphase? Wie oft können und sollen neue Innovationszyklen angestoßen werden während das Tagesgeschäft weiterläuft? Welche Investitionen stehen für die Entwicklungsarbeit, das Testen und Marketing von neuen Produkten zur Verfügung?

4. Eine umfassende Innovationsstrategie hält außerdem ein Leitbild und Maßnahmen für Innovationskulturfest: Das Leitbild beschreibt die Werte und Verhaltensweisen innerhalb eines Unternehmens, die die Entwicklung und Umsetzung innovativer Ideen fördern. Zu Innovationskultur trägt beispielsweise Kommunikation, Kollaboration und Freiraum bei. Eine positive Innovationskultur schafft den Nährboden für Kreativität und ermöglicht es den Mitarbeitern, ihre Fähigkeiten voll auszuschöpfen. Für mehr Details und vor allem konkreten Vorgehensweisen, um Kultur zum Leben zu erwecken, finden Sie hier im Blog den Artikel von Matthias Burzinski.

https://innovation-tourismus.de/allgemein/innovationskultur/

Fazit

Eine Innovationsstrategie ist der Kompass, der Ihr Unternehmen durch die Wellen der Veränderung lenkt. Sie strukturiert den Innovationsprozess und gibt Ihnen die Werkzeuge, um kreative Ideen in greifbare Erfolge zu verwandeln, die auf ein definiertes Innovationsziel einzahlen. Obwohl die Entwicklung und Umsetzung einer Innovationsstrategie anspruchsvoll ist, lohnt sich die Arbeit daran. Sie können klein starten und werden relativ unmittelbar die Wirksamkeit Ihres klaren Plans und Handlungsrahmens sehen. Probieren Sie es aus!

 

Informationen zur Autorin

Franziska Luh ist Innovationsstrategin und Geschäftsführerin der Innovationsprozessberatung XO Projects GmbH. Sie hilft Unternehmen seit über 15 Jahren, Menschen und ihre Bedürfnisse sowie gesellschaftliche und technische Entwicklungen zu verstehen, um daraus Produktideen und Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Ihre Kernkompetenzen liegen in der Begleitung und Beschleunigung von Innovationsprozessen, in der Entwicklung von Produktstrategien und Wachstumskonzepten.

http://xo-projects.de
https://www.linkedin.com/in/franziskaluh


0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert