Gastautorin Antje Schmidt:

Kreativworkshop: Was ist das eigentlich?

Kreativworkshops sind für unterschiedlichste Themen und Aufgaben geeignet. Das sind natürlich klassische Ideenfindungsprozesse in den Bereichen Neuproduktideen und Dienstleistungsideen. Zudem helfen Kreativworkshops dabei, den Lösungsraum einzugrenzen, in dem Ideen gefunden werden sollen. Sie sind eine hervorragende Möglichkeit, verschiedenste Menschen und Perspektiven zusammenzubringen und spielerisch und zwanglos auf innovative Lösungen zu kommen. Durch den Einsatz von Kreativtechniken bringen sie vor allen Dingen überraschend neue Lösungen zustande und erzeugen eine ungeahnte Innovationshöhe, da anders an die Problemlösung herangegangen wird. Durch das Erlernen und Anwenden eines kreativen Mindsets kommt es ebenfalls zu Lösungen außerhalb des üblichen Lösungsraums. Die Teilnehmer trauen sich, völlig überraschende und neue Ideen zu generieren, da sie zum Out-of-the-Box-Denken aufgefordert sind. Gleichzeitig werden bereits vorhandene Standards hinterfragt und neu gedacht, oder weiterhin für gut befunden und beibehalten.

Kreativworkshops wirken nachhaltig – einmal angewendet, wird die kreative Herangehensweise ans Arbeiten automatisch in den täglichen Workflow eingebracht, da diese kreativen Handwerkszeuge eingängig und leicht anzuwenden sind. Sie sind also unbedingt zu empfehlen, wenn neuer Wind ins Unternehmen wehen soll.

Kreativtechniken, kreative Verhaltensweisen und ein kreatives Umfeld sind die Grundvoraussetzungen und damit der Nährboden, auf dem Kreativworkshops besonders gut gedeihen. So gelingt es, die Stärken eines kreativen Mindsets anzuwenden und in einen Workshop-Prozess-Ablauf zu bringen.

Was brauchen Kreativworkshops?

Kreativität im Business-Kontext eignet sich hervorragend, um Ideen für neue Produkte, Dienstleistungen oder Markenpositionierungen im Team zu entwickeln. Aber auch, wenn es darum geht, neuartige Lösungsansätze für eingefahrene Situationen oder Verfahrensweisen zu finden, sind sie bestens geeignet.

Oft geht es also darum, vorhandene Dinge einfach neu zu kombinieren. Vieles ist im Unternehmen schon vorhanden und kann einfach neu gedacht werden. Es sei denn, es sollen komplett neue Ideen und Lösungen her. Kreativität ist dabei der „Dünger fürs Gehirn“, wie auch der Neurobiologe Professor Dr. Gerald Hüther betont, der Ideen besonders gut wachsen lässt.

Ganz wichtig: Suchen Sie sich ein wirklich kreatives Umfeld, denn das beflügelt Kreativität. Das bedeutet, verlassen Sie bekannte Räume. Suchen Sie zum Beispiel einen Co-Working Space in Ihrer Umgebung oder einen Meetingraum, den Sie extern mieten können. Oder wie wäre es mit einem Workshop im Grünen in Form eines Picknicks? Alles ist erlaubt – Hauptsache, es regt die Fantasie an. Wenn Ihnen dann noch ein kreatives Motto oder eine kreative Einladung gelingt, bekommt garantiert jeder schon im Vorfeld Lust auf einen kreativen Workshop.

Die gute Nachricht zum Thema kreatives Mindset: Jeder kann kreativ sein. Meistens braucht es nur die Anregung, es sich zuzutrauen, oder eben einen Workshop. Wichtige kreative Verhaltensweisen in einem Kreativworkshop sind:

Hoch springen

Lassen Sie Ideen erst einmal zu. Das sind unbedingt auch wilde, ungewöhnliche Ideen. Beim späteren Anlegen von Restriktionen oder Bewertungskriterien fallen Ideen ganz automatisch wieder auf Normalhöhe zurück. Daher lieber etwas übertreiben, und alle Ideen zulassen. Wer gar nicht erst versucht zu springen, der kann keine neuen Innovationshöhen erreichen.

– Es gibt kein Richtig und kein Falsch

Eine kreative Atmosphäre lebt vom Freiraum, alles denken und alles sagen zu können. Daher ist das eine der wichtigsten Mindset-Ausrichtungen im Ideenfindungsprozess.

– Der erste Impuls

Vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl. Im Kreativprozess ist es wichtig, nicht nur auf Verstand und Logik zu setzen. Intuition beinhaltet im Bruchteil einer Sekunde jahrelange Erfahrungswerte, die abgerufen werden. Daher lohnt es sich immer, auf unser Bauchgefühl zu vertrauen, wenn es ums Ideenspinnen geht. Folgen Sie dem ersten Gedanken und arbeiten Sie nicht zu lang mit dem Verstand an ihm herum.

 

Die Kreativtechniken

Es gibt eine Vielzahl an Kreativtechniken und noch mehr Definitionen davon. Die anwendungsstärksten Techniken zur Ideenfindung und Ideenbewertung für den Business Kontext stellen wir Ihnen nun vor und ordnen sie auf ihren Beitrag im Ideation Prozess ein. Sie finden diese unter den auf dieser Website aufgelisteten Methoden.

Assoziation:

Assoziation ist die Mutter aller Kreativtechniken eines jeden Ideenfindungs-Prozesses. Sie dient dazu, ein Grundrauschen an Kreativität herzustellen, also überhaupt den Ideenfluss anzuregen. Dabei geht es darum, schnell Assoziationsketten zu bilden, also die Äußerung einer Person mit einer eigenen Idee zu verbinden. Dafür gibt der Workshop-Leiter einen ersten Begriff in den Raum an einen Teilnehmer und bittet ihn/sie, die eigene Assoziation zu diesem Begriff widerzugeben. Ein Beispiel wäre das Nennen des Begriffs „grün“ und eine mögliche Assoziation wäre der Begriff „Baum“. Jeder Teilenehmer gibt somit eine eigene Assoziation bzw. einen eigenen Begriff an einen weiteren Teilnehmer, der wiederum eine eigene Assoziation daraus macht und an den nächsten Teilnehmer.

Inspirationskarten:

Die Methode ist geeignet, um schnell auf Ideen in einem Brainstorming zu kommen. Inspirationskarten sind Karten, auf denen verschiedenste Fotos mit Situationen oder inspirierenden Situationen abgebildet sind. Teilnehmer eines Kreativworkshops werden aufgefordert, gedankliche Verbindungen zwischen dem gezeigten Bild und der Aufgabenstellung herzustellen. Wenn das Thema beispielsweise die Entwicklung neuer Familienangebote wäre und die Karte einen Heißluftballon anzeigt, dann könnte eine Idee ein im Angebot integrierter Heißluftballonflug sein.

Diese Methode im Methodenfinder entdecken (Log-In erforderlich)

 

Kopfstandmethode:

Wie der Name schon sagt, wird bei dieser Methode quasi alles auf den Kopf gestellt und mit Absicht ins Gegenteil verkehrt. Die Teilnehmer sind gefordert eine andere Perspektive einzunehmen. Wenn die Aufgabenstellung zu Beginn des Workshops ist, Angebote für Familien zu finden, die sie besser als zu Hause fühlen lassen, dann ist die Verkehrung die Fragestellung „Was können wir tun, damit Familien sich schrecklich unwohl im Urlaub fühlen?“ Die hieraus entstehenden Ideen werden dann auf den Kopf gestellt und ins Positive gedreht. Dadurch entstehen sehr interessante und eher ungewöhnliche Ideen.

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WKW-Fragen:

Diese einfache Methode ist ein wichtiges und wirkungsvolles Tool, um das eigentlich zu lösende Problem oder Workshop-Thema kreativ einzufangen und vor allen Dingen auf den richtigen Punkt zu bringen. Es garantiert eine Auseinandersetzung mit dem Thema zu Beginn eines Ideenfindungsprozesses und die Findung einer motivierenden Sprache, um darauf basierend kreative Lösungen zu finden. Dabei stehen die Buchstaben für „Wie Können Wir“. Dieser Satz ist zu vollenden um die Fragestellung bzw. das zu lösende Thema. Beim Formulieren gilt es, sich klar zu werden, worum es wirklich geht. Ein Beispiel: „Wie können wir … Familien im Urlaub sich wie zu Hause fühlen lassen?“ oder „Wie können wir … den Urlaub für Familien so angenehm wie möglich machen?“ Beide Fragen eröffnen verschiedene Lösungsräume und daher sollte man sich über die gewünschte Fragestellung hiermit klar werden.

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How-Now-Wow-Matrix:

Die How-Now-Wow-Matrix ist ein Vier-Felder Diagramm, welches dazu dient, Ideen gemeinsam zu diskutieren, nach Machbarkeit und Aufwand einzuordnen und schlussendlich auszuwählen. Die Diagramm-Achsen sind Aufwand (x-Achse) und Relevanz (y-Achse).

How – rechts oben: Hier werden alle Ideen eingeordnet, die eine hohe Relevanz haben, aber auch aufwendig in der Umsetzung sind. Hier ist zu überlegen, ob sich bzw. unter welchen Bedingungen eine Weiterverfolgung lohnt.

Now – links unten: Wenig Aufwand, aber auch geringer Einfluss – das ist das Feld für Ideen mit diesen Kriterien. Sie können direkt in die Umsetzung gehen.

Wow – rechts unten: Ideen, die sich hier befinden sind einfach nur WOW, hier stimmt alles. Sie bedeuten einen hohen Impact bei wenig Aufwand – quasi der Goldstandard der Ideen.

Ciao – links unten: Wie der Name sagt, kann man sich von diesen Ideen direkt verabschieden – sie sind die Mühe nicht wert, sich weiter mit ihnen zu beschäftigen.

Diese Methode im Methodenfinder entdecken (Log-In erforderlich)

 

Alle Kreativtechniken (außer der Assoziationstechnik) finden Sie ausführlich beschrieben auf dieser Innovationsplattform.

Wie ist der idealtypische Ablauf eines Kreativworkshops?

Kreativworkshops sind geeignet für eine Teilnehmerzahl von fünf bis maximal 40 Personen. Für eine Personenanzahl ab 20 Teilnehmern sollten Sie mit zwei Workshop-Facilitatoren arbeiten.

Vorab

Vor dem eigentlichen Workshop sollte zunächst die Fragestellung klar herausgearbeitet werden, die mit Hilfe des Workshops gelöst werden soll. Sie sollte als kreative Fragestellung formuliert werden. Dafür können Sie die „WKW-Fragen“ verwenden. Erstellen Sie als Output ein Board als Starting-Point. Dabei sollte der Auftrag oder das Thema des Workshops dargestellt werden, dies eher bildlich als in Business-Sprache. Ein Beispiel: Es sollen neue touristische Angebote für Familien entwickelt werden. Ein entsprechendes Briefing könnte lauten: „Wie könnte/sollte ein Urlaub aussehen, damit sich Familien wohler als zu Hause fühlen?“ Dieses Board sollte kreativ gestaltet werden und gut sichtbar in der Workshop-Location aufgehängt werden.

Des Weiteren sollten die Kreativtechniken für die Ideen-Runden ausgewählt und in den Ablaufplan eingebaut werden. Vor dem Workshop sind ebenfalls die entsprechenden Materialien zu planen und bereit zu legen. Auf alle Fälle gehören Stifte, Metaplanwände zum Sichtbarmachen der Ergebnisse, Post-Its oder Moderationskarten und weitere Kreativmaterialien dazu.

Ice-Beaker

Es ist empfehlenswert, den Workshop mit einem Ice-Breaker zu beginnen. Dafür sollten sich die Teilnehmer auf kreative Weise mit den eigenen wichtigsten persönlichsten Eigenschaften in Form eines Gegenstandes vorstellen. Der Gegenstand sollte diese Eigenschaft versinnbildlichen. Zusätzlich sollte außerdem die Unternehmenszugehörigkeit und die Position mit genannt werden. Ein Beispiel: „Mein Name ist XY. Wenn ich ein Gegenstand wäre, wäre ich eine Büroklammer, da ich als XY alle Projekte im Unternehmen zusammenhalte.“

Der Einstieg

Im nächsten Schritt sollten Ziel und Ablauf des Workshops skizziert werden. Dazu kann das vorher erarbeitete Themen-Board zu Hilfe genommen werden. Geben Sie gegebenenfalls Input zum Thema in Form von Trends oder anderen Erkenntnissen oder Best-Practice-Beispielen.

Daran anschließend sollten die kreativen Verhaltensweisen bzw. Mindset-Regeln des Workshops erläutert werden. Die Erklärung und gemeinsame Anwendung der Kreativtechniken in der großen Gruppe ist nun der empfohlene nächste Workshop-Schritt. Hierfür sollte der Workshop-Facilitator bereits einige Beispiele vorbereitet haben, anhand derer die Kreativtechniken erklärt werden.

Danach ist eine kurze Pause empfehlenswert, um das Gehörte und Erlernte kurz sacken zu lassen.

Gruppenarbeit und Kreativtechniken

Die Teilnehmer sollten nun in Kleingruppen mit fünf bis maximal acht Personen eingeteilt werden. Es sollte darauf geachtet werden, dass Personen aus verschiedensten Unternehmensbereichen in einer Gruppe sind, wenn es sich um einen Unternehmensworkshop handelt. Damit stellen Sie sicher, dass verschiedene Perspektiven in die Ideenfindung eingebunden werden.

Vor der Gruppenarbeit ist darauf hinzuweisen, dass alle Ergebnisse aufgeschrieben und Ideen gezeichnet werden sollen. Ganz unter dem Motto „Schrift und Bild sagen mehr als tausend Worte“. Es ist ebenfalls zu klären, wer schreibt und wer am Ende präsentiert.

In den folgenden Kleingruppen werden die Kreativtechniken zur Ideenfindung nun nacheinander auf die Fragestellung bzw. das Thema des Workshops angewandt. Das heißt, es sollte zunächst eine Ideen-Runde mit der Kreativtechnik „Assoziation“ umgesetzt werden. In der zweiten und dritten Ideen-Runde können nun die Kreativtechniken „Inspirationskarten“ und „Kopfstandmethode“ angewendet werden. Somit erhalten Sie sehr verschiedene und vor allem vielfältige Ideen. Die Runden sollten maximal eine Stunde dauern.

Abschluss

Zum Abschluss sollten die Ideen präsentiert werden und in der großen Gruppe die Ideenbewertung mit Hilfe der How-Now-Wow-Matrix erfolgen.

 

Top Tipp:

Überlegen Sie generell, ob Sie die Zielgruppen in den Workshop einbeziehen. Dafür gibt es die Möglichkeit, die Zielgruppen vor dem Workshop zu befragen und den Input zu Beginn des Workshops zu präsentieren. Oder vielleicht laden Sie sie einfach direkt zum Workshop ein.

 

 

Autorin Antje Schmidt, Innovation- & Creativity Coach & Marketing- und Brandexpertin, stellt sich vor:

Über mich

„Als gebürtige Magdeburgerin verschlug es mich für einige Jahre zunächst nach Hannover, Lüneburg, Bremen und Berlin, bevor ich in meine Heimatstadt Magdeburg zurückkehrte. Auf diesem Weg studierte ich BWL, war zehn Jahre im Marketing der KELLOGG Deutschland GmbH für das Portfolio sowie Innovationsgeschehen der Erwachsenen-Marken und den Media-Etat des Unternehmens verantwortlich. Ich bildete mich als Trainerin für angewandte Kreativität weiter und gründete die Ideen- und Innovationsagentur „die initialzünder“ in 2011.

Neue Projekte, Produkte und Vermarktungsideen mit Hilfe von kreativer Co-Creation, Design Thinking und jeder Menge Marketingexpertise zu entwickeln oder neu auf den Punkt zu bringen, ist mein Anliegen in meinen Innovationsworkhops und Business Coachings für Teams von Unternehmen und Unternehmer selbst. Ganz unter dem Motto: „Umdenken, neu denken, auf Ideen kommen.“

Mehr über Antje Schmidt unter: www.dieinitialzuender.de

 


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